Die Königsbrücker Straße ist spätestens seit den Erzählungen von Erich Kästner - "Als ich ein Kleiner Junge war" - als ein lebendiger, lebenslustiger, und interessanter Stadtraum bekannt. Und die Königsbrücker hat sich dieses Lebensgefühl bis heute bewahrt. Die historische, vierreihige Baumallee mit dem noch erkennbaren ehemaligen Reitweg in Norden, ein quirliges und lebendiges Stadtleben in der Mitte und neue Fuß- und Radverkehre entlang historischer Vorgärten in Richtung Albertplatz sind prägend für die Neustadt und das Hechtviertel.
In kaum einer anderen Straße ist der urbane Wandel der letzten 25 Jahre deutlicher zu spühren als auf der Königsbrücker Straße. In der Neustadt und im Hechtviertel wohnen jetzt fast doppelt so viele Menschen verglichen mit 1995; Menschen, die im Wesentlichen zu Fuß oder mit dem Rad ihre täglichen Wege bestreiten. Gleichzeitig hat der Autoverkehr sich seit 1995 annähernd halbiert. Die Königsbrücker hat heute eine viel geringere Bedeutung als Durchfahrtsstraße. Damit diese beiden Trends auch in der Zukunft bestehen bleiben, muss eigentlich jeder Ansatz die Königsbrücker zu sanieren dem Leitgedanken folgen: wie schaffen wir einen lebendigen und angenehmen Stadtraum.
Die Stadtplanung hat für solch wichtige urbane Räme ein eigenes Instrument entwickelt. Mit der Methode der ``städtebaulichen Bemessung'' wird zunächst eine angenehmer und schöner Straßenraum geplant, damit Menschen, Geschäfte, Bäume, Sitzgelegenheiten und Radbügel genügend Platz finden. Mit einer solchen Planung verfestigt man die bisherigen Entwicklungen: Geschäfte und Gastronomie siedeln sich an, Menschen kaufen in ihrer Umgebung ein, Wege werden mit dem Rad zurückgelegt, Autoverkehr wird vermieden.
Mit einer solchen ``städtebaulichen Bemessung'' könnte man die Königsbrücker quasi neu erfinden und wie zu Erich Kästners Zeiten zu einem zentralen, lebendigen Ort zwischen Neustadt und Hechtviertel machen - ``Königsbrücker muss leben!''
Im Sommer 2016 hat der Stadtrat eine Ausbau-Variante beschlossen (Variante 8.7), die im mittleren Abschnitt - zwischen Louisenstraße und Bischofsweg auch aus unserer Sicht als Grundlage der weiteren Planung angesehen werden kann. Allerdings hat sich der Stadtrat leider nicht getraut, diese ``städtebaulichen Bemessung'' konsequent auf der ganzen Strecke anzuwenden. Vielmehr wurde zwischen Albertplatz und Post sowie zwischen Bischofsweg und Stauffenbergallee die breiteste und für der Autoverkehr schnellste Variante gewält.
Dies bedeutet unter Anderem, dass die Baumallee zwischen Bischofsweg und Stauffenbergallee für immer verschwindet, dass es z.T. sehr schmale Gehwege geben wird, dass der Straßenraum viel näher an die Häuser heranrückt und dass für eine Straßenüberquerung 17,5 Meter an Asphalt überwunden werden müssen.
Besonders brisant ist, dass in allen bislang untersuchten Varianten der Linkgsabbiegerverkehr an der Schauburg (in Richtung Hechtviertel) entfällt - und durch einen neuen Linksabbieger (auch für Schwerverkehr!) an der Tannenstraße ersetzt werden soll. Mit mehr Auto- und Lkw-Verkehr auf Tannenstraße und Rudolf-Leonhard Straße hätte der Umbau der Königsbrücker Straße direkte negative Auswirkungen auf das ganze Hechtviertel.
Nach zweijähriger Planung wurde 2018 das Planfeststellungsverfahren eröffnet. In einem solchen Verfahren
hat jeder Mensch (der ein "Interesse" an der Königsbrücker hat) das Recht Eingaben zu machen.
Wir als Bürgerinitiative haben diesen Prozess begleiten und Hilfestellung bei der
Informationsbeschaffung und dem Formulieren von Einwendungstexten geben ( Anleitung zum Planfeststellungsverfahren). Auch wenn die Frist für Eingaben abgelaufen ist - die dort vorliegenden Informationen können gut helfen, die Absurdität einer massiven Straßenverbreiterung in heutiger Zeit zu verstehen.
Insgesamt sind bei der Landesdirektion über 3000 Eingaben eingereicht worden. Das ist für eine Stadtteilstraße eine unglaublich große Anzahl. Dies zeigt, dass die Menschen vor Ort die Königsbrücker Straße wichtig ist - danke dafür!!
Das Planfestellungsverfahren stockt gerade gewaltig und es ist nicht absehbar (02.2021), wann die Anhörungsphase beginnen kann. In dieser Phase kommen dann die Menschen zu Wort, die Eingaben geschrieben haben. Wir werden hier natürlich dann ebenfalls tatkräftig Unterstützung anbieten.
Mit den klima- und verkehrspolitischen Entwicklungen hat sich für die Königsbrücker eine ganz neue - und weitaus bessere - Position ergeben: Ist es noch gerechtfertigt, in den 2020er Jahren eine Ortszentrumsstraße auf maximale Kfz-Geschwindigkeit zu trimmen und dabei 120 z.T. sehr große Bäume zu fällen? Wohl kaum! Wenn du in einer Umwelt- oder Verkehrsinitiative bist oder Menschen dort kennst, bring bitte das Thema Königsbrücker dort auf die Agenda. Je mehr Initiativen mit unterschiedlichen Ansätzen das Thema öffentlich bearbeiten, umso besser. Das gleiche gilt für Vereine und Initiativen, die sich dem Erhalt Dresdner Baukultur verschrieben haben. Über 40 Einzeldenkmäler stehen entlang der Königsbrücker - die darf man doch durch eine Asphalttrasse nicht ästhetisch entwerten!
Wer Fragen hat oder mithelfen will: Einfach EMail an info@koenigsbruecker-muss-leben.de