30.05.2016 22:06:32
Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz haben sich heute die verkehrspolitischen Sprecher der Grünen (Johannes Lichdi) und der Linken (Tilo Wirtz) klar für die Variante 8.7 ausgesprochen. Diese Variante ist zwar zwischen Bischofsweg und Louisenstraße nur wenig breiter (von Bord zu Bord) als heute und ermöglicht sehr interessante, städtebauliche Entwicklungspotentiale - sie weist aber ab Bischofsweg in Richtung Stauffenbergallee und von Louisenstraße bis zum Albertplatz einen sehr breiten Straßenraum mit z.T. eigenen Gleisbetten für die Straßenbahn auf.
Beide Sprecher betonten, dass ihre Meinung noch nicht mit den jeweiligen Fraktionen abgesprochen ist, ... aber eine gewisse Tendenz zeigt diese deutliche Positionierung natürlich schon auf.
Wir favorisieren jedoch natürlich weiterhin vehement die auf der ganzen Strecke schlanke Variante 8.4. Daher wollen wir uns im Folgenden eingehend mit den auf der Pressekonferenz gefallenen Aussagen beschäftigen:
- "Die Königsbrücker Straße sei einerseits eine Hauptverkehrsstraße für Straßenbahn und Autos,
andererseits ein Stadtteilzentrum"
Dies ist ein uraltes CDU/FDP Argument, was die (Überge-)Wichtigkeit der Auto- und Bahnverkehrs a priori definieren soll. Die Königsbrücker ist aber laut der Baurichtlinie (RASt06) eine "Hauptgeschäftsstraße", d.h. die städtebaulichen Aspekte und das Funktionieren als zusammenhängender Stadtraum sollen hier Priorität haben. Insbesondere der Fuß- und Radverkehr soll gestärkt werden. Hier ist z.B. das Queren der Straße auch abseits der Ampeln ein wichtiges Kriterium. Das geht am besten bei der schlanken v8.4.
-
"Bei den 8er Varianten
stehen ca. 6m Gehwege mehr zur Verfügung! Südlich und nördlich haben die
Verkehrsbedürfnisse vor allem für die Straßenbahn mit einem eigenen
Gleisbett Vorrang."
... nein ..., verglichen mit heute stehen bei beiden 8er Varianten im Kernbereich 2.5m weniger für den Fußweg zur Verfügung. Daher bezeichnen wir ja auch die v8.4 als "Kompromiss" zwischen Verkehr und Stadtraum. Und das eigene Gleisbett verringert den Seitenraum um ca. 7m. Dafür hat man dann für Rollstühle, Rollatoren und Kinderwagen gefährliche und fast unüberwindliche Trennschneisen geschaffen (min. 8cm Kante). Sowas ist im urbanen Zentrum nicht nur nicht wünschenswert, sondern kontraproduktiv.
- "Die Variante 8.7 bietet allen etwas und verlangt
allen Zugeständnisse ab"
Hier liegt wahrscheinlich der Unterschied - wir wollen das urbanen Zentrum zwischen Neustadt und Hechtviertel tatsächlich im Wesentlichen als funktionierenden Stadtraum - mit Leben und Aufenthaltsqualität und einer groß wachsenden Baumallee. Und ja, im urbanen Zentrum soll es stetigen, aber langsamen Verkehr geben! Und ja, dies bedeutet einen echten Pradigmenwechsel in der Verkehrs- und Stadtplanung und kein leicht verkleinertes "weiter so"! Und ja, wir werden für diese Aussagen Prügel einstecken - aber es ist notwendig dies in unserer wachsenden Stadt zu sagen, damit wir wirklich eine Verkehrswende bis 2030 hinbekommen.
Johannes Lichdi und Tilo Wirtz wollen also jetzt offiziell ca. 2/3 der Königsbrücker mit einer 17,50m breiten Schneise durchziehen. Und das alles für nur 50s Zeitersparnis und nur zur Rush-Hour und nur in Richtung Albertplatz (in Richtung Stauffenbergallee ist der heutige Bestand schneller als jegliche Ausbau-/Sanierungsvariante). Wir bezweifeln, dass sie sich damit einen Gefallen tun.
Wir gehen unseren Weg weiter, wenn viele mithelfen, dann wird es auch funktionieren.