Gestern (14.09.2011) wurde die Sanierung der Königsbrücker Straße im Bauausschuss des Stadtrats behandelt. Auf Antrag von Franz Fischer (Freie Bürger) wurde das Thema jedoch vertagt. Nun wird am 29. September eine Sondersitzung des Bauausschusses abgehalten. Da am gleichen Tag ebenfalls Stadtratssitzung ist, scheint sich die künstlich erzeugte Eile und die Intransparenz innerhalb der Dresdner Parteienlandschaft bei der Entscheidungsfindung, wie eine moderne Königsbrücker Straße aussehen soll, weiterzugehen. Motto: Bauausschuss tagt am Nachmittag ohne Öffentlichkeit, die Mehrheiten werden festgeklopft, im Stadtrat dann einige Schaufensterreden, Beschluss.
Ansonsten hört man aus dem Rathaus, dass die SPD, die Grünen und die Linke weiterhin planen, (wie im Ortsbeirat bereits geschehen) zusammen mit Teilen des bürgerlichen Lagers (CDU/Freie Bürger) die überbreite, veraltete und absolut stadtteilunverträgliche "Variante 6" durchzuboxen.
Im Zusammenhang mit der anstehenden Stadtratsentscheidung zur Königsbrücker wurde gestern ebenfalls eine Mitgliederversammlung der beiden die so genannte Bürgerfraktion bildenden Wählervereinigungen abgehalten. Während das Bürgerbündnis Dresden geschlossen neue Planungen weitestgehend im Bestand einforderte, tun sich bei den Freien Bürgern die Stadträte und Mitglieder schwer, eine Linie zu finden. Es wird interessant werden, wie dieser Diskussionsprozess weitergehen wird. Aber letztlich können Rot-Grün-Rot auch alleine mit ihren neuen Partnern, den paar moderateren der Auto-Lobbyisten aus der CDU und einigen Stimmen aus der laut Aussage der Grünen "stockkonservativen Vereinigung" der Freien Bürger einen Beschluss erwirken.
Positiv aber ist, dass zumindest der Bauausschuss vertagt - und noch nicht beschlossen hat. Und wenn im Rathaus weiter diskutiert wird, so ist das schon mal ein besseres Zeichen als Schweigen. Denn vielleicht erkennt man, dass moderne Infrastruktur und moderne Verkehrsführung in sich verdichtenden und immer mehr auf das Auto verzichtenden urbanen Zentren mehr bedeutet als motorisierte Menschen schnell durch den Ortsteil zu leiten. Moderne Mobilität bedeutet lokaler Quell- und Zielverkehr mit Mischnutzung: zu Fuß zum Einkaufen, mit dem Auto zum Baumarkt, mit dem Rad zur Arbeit, mit der Bahn zum Theater. Und hierfür brauchen wir auch Platz auf breiten Randzonen neben dem Straßenraum!
Dass die Königsbrücker wahrscheinlich am 29. September im Stadtrat behandelt wird, bedeutet allerdings, dass wir alle von heute ab gerechnet noch zwei Wochen Zeit haben, Argumente zu sammeln und diese vor allem weiterzutragen und publik zu machen. Immer noch kennen viel zu wenig Menschen die wahren Dimensionen der Planung nach 'Variante 6' (Bild1, Bild2, Bild3, Bild4, Bild5, Bild6, Bild7, Bild8, Bild9).
Immer noch sprechen viel zu viele von 'Kompromiss', von 'Abwägung der Interessen' und von 'endlich beschließen'. Dabei ist der 'Kompromiss' ein veralteter, der lediglich zwischen den verschiedenen Durchgangsverkehren geschlossen wurde. Die 'Abwägung' erfolgte nur unter dem Gesichtspunkt der Durchgangs-Reisegeschwindigkeit - und nicht unter gleichzeitiger Berücksichtigung von Fußgängern, Radfahrern, wartenden DVB-Kunden, Erhalt von Parkplätzen für Autos, Schaffung von Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, der Sicherheit beim Überqueren der Straße (Kinder, Senioren!), den Gewerbetreibenden, der Gastronomie, der Vermeidung von Verkehrsströmen in Wohngebieten, dem Erhalt der Bäume und Vorgärten, dem Denkmalschutz, ...
Und wenn sich in den nächsten zwei Wochen nichts ändert, dann wird am 29. September im Stadtrat 'endlich beschlossen': und zwar ein städtebaulicher Supergau für den gesamten Straßenzug. Eigentlich dachte man, Rot-Grün-Rot sei gegen den Supergau. Nunja, mit den 'bürgerlichen' zusammen dann vielleicht doch nicht.
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