2016 hatte der Stadtrat mal wieder einen breiten und autoverkehrsgerechten Ausbau der Königsbrücker Straße beschlossen (Fachlich: verkehrliche Bemessung). Zwar hatte unsere Bürgerinitiative warnend vorhergesagt, dass dieser massive Ausbau zu sehr langen Planungszeiten und einem ewigen Planfeststellungsverfahren führen wird – und man lieber im Bestand sanieren sollte … allein es hat niemand darauf gehört.
Nun ist es soweit, dass unsere Prophezeiung langsam sichtbare Wirklichkeit wird. In einer Antwort der Stadt auf eine Anfrage von Tilo Wirtz (LINKE) zum aktuellen Sachstand bei der Königsbrücker Straße heißt es, dass der Zeitraum bis zur Genehmigung der 2016 beschlossenen Planungen "von der Verwaltung nicht konkretisiert werden kann" und es nach der Genehmigung noch eine "Planungsphase von mindestens eineinhalb Jahren erforderlich" ist. Rechnet man noch die Zeit für Klagen bei Gerichten mit ein (und wir sind sicher, dass geklagt wird!), so bedeutet das: vor 2023/2024 ist jeglicher Ausbau unmöglich. Wahrscheinlich dauert es noch (viel) länger.
Diese neuen, offiziellen Informationen der Stadt hat Die LINKE im Stadtrat zum Anlass genommen, eine Diskussion anzustoßen, ob nicht eine "Sanierung im Bestand" die einzig richtige Konsequenz wäre, um zeitnah, kostengünstig sowie klima- und stadtteilverträglich den Straßenraum der Königsbrücker Straße zu gestalten. Erstens, da es faktisch keine Alternative gibt ("Eine Sanierung im Bestand ist die einzige Möglichkeit, überhaupt zu sanieren, wenn […] die Planung nicht endlich genehmigt wird") und zweitens, weil sich die "Rahmenbedingungen geändert" haben. Was 2016 noch als vertretbar angesehen werden konnte, ist jetzt mit der "Umwelt- und Klimadebatte" nur schwerlich in Einklang zu bringen.
Mit dieser neuen Position nähert sich Die LINKE als erste Stadtratsfraktion der Meinung unserer Bürgerinitiative an. Dies ist eine kleine Revolution – denn damit ist das bislang quasi 100%ige Festhalten am 2016-Ausbaubeschluss im Stadtrat gebrochen! Aber um eine Mehrheit im Stadtrat von einer behutsamen und ökologischen Bestandssanierung zu überzeugen, braucht es noch viel Kraft und Entwicklung. Es ist daher jetzt wichtig, einen öffentlichen Diskurs darüber zu führen, ẃie wir die Straßenräume und Plätze in Zukunft ausgestalten wollen. Es wird ausgesprochen wichtig werden, dass auch die relativ neuen Bürgerinitiativen zur Kesselsdorfer Straße in Löbtau und zur Königsbrücker Landstraße in Klotzsche jetzt gemeinsam mit uns und weiteren Klima- und Verkehrsinitiativen den Traum von schönen und funktionierenden Stadtteilzentren Realität werden lassen.
Die Bürgerinitiative „Königsbrücker muss leben!“ appelliert daher innständig an die Grünen: erobern Sie sich ihr grünes Herz zurück! Das Abholzen von 122 z.T. großen Bäumen ist nicht der richtige Weg. Entschleunigung der Autos, Aufenthaltsqualität für die Menschen und mehr große Bäume gegen Überwärmung und Feinstaub ist jetzt wichtig – und ein aktives Zeichen, dass wir in Zeiten des Klimawandels konsequent auf ÖPNV, Fuß- und Radverkehr setzen müssen.
Und schließlich appelliert die Bürgerinitiative an alle Fraktionen und alle Dresdner: An so vielen Stellen schützen wir das kulturelle und architektonische Erbe unserer Stadt. Entlang der Königsbrücker gibt es über 40 Einzeldenkmale und noch zig weitere denkmalwürdige Gebäude – vom Geburtshaus Erich Kästners bis zu den Stadtvillen am Kopf der Königsbrücker Straße. Die Königsbrücker ist nicht mehr das Chaos der 1990er Jahre! Fangen wir endlich an, die Königsbrücker Straße als das zu sehen, was sie ist: ein einzigartiges, historisches Dokument und liebenswerter Ort. Lassen wir die Königsbrücker wieder erstrahlen und sanieren sie endlich im Bestand.